Richter: Was ist von der DDR übriggeblieben?
Sonntagsmatinee mit Markus Meckel (letzter Außenminister der DDR) und Christian Dertinger (Sohn des ersten Außenministers der DDR)
Termin/Uhrzeit: Sonntag, 18.10.20, 11.00 Uhr
Ort: Theaterkahn Dresden, Terrassenufer
Am Sonntag treffen sich auf dem Theaterkahn Dresden zum Gespräch zwei Persönlichkeiten, die sich auszeichnen durch eine bemerkenswerte Lebensgeschichte, die auf intensive Weise mit der politischen Entwicklung der DDR zusammen hängt.
Christian Dertinger, Jahrgang 1944, ist einer von zwei Söhnen des ersten Außenministers der DDR, Georg Dertinger. Nachdem den Eltern von Christian ein Geheimprozess gemacht wurde, in dessen Folge diese ins Zuchthaus kamen, veränderten die Behörden die Identität des Sohnes. Von nun an musste der 8jährige als Christian Müller und bei fremden Eltern weiterleben. Nach der Entlassung seiner leiblichen Mutter aus dem Gefängnis, veranlasste das Ministerium für Staatssicherheit die Rückabwicklung dieses Identitätswechsels. Heute lebt Christian Dertinger in Leipzig. Er berichtet von der 1967 erfolgten heimlichen Aufzeichnung des politischen Testaments seines Vaters. Passagen daraus werden bei der Sonntagsmatinee eingespielt.
Markus Meckel, Jahrgang 1952, war der letzte Außenminister der DDR, bis er zusammen mit der SPD die Koalitionsregierung unter Lothar de Maizière verließ. Er war beteiligt an den 2 plus 4 Verhandlungen, die die außenpolitischen Voraussetzungen für die Wiedervereinigung Deutschlands schufen. Heute lebt er in Berlin. Sein jüngst erschienenes Buch „Zu wandeln die Zeiten“ wird am Rande der Sonntagsmatinee zum Kauf angeboten. Markus Meckel signiert es auf Nachfrage.
Die Moderation der Veranstaltung übernimmt Frank Richter.
Sein Statement:
„Ich freue mich darauf, mit Markus Meckel und Christian Dertinger über ihre Erinnerungen an das Leben in der DDR zu sprechen. Sie stehen in Person für den Anfang und das Ende dieses zweiten deutschen Staates. Gemeinsam mit ihnen will ich der Frage nachgehen, ob und was von der DDR übrig geblieben ist. War sie nur eine Fußnote der deutschen Geschichte, wie uns manch prominenter Historiker weismachen will? Oder gibt es eine politisch und gesellschaftliche Substanz, die sie eingebracht hat? Welche historische Bedeutung hat ihre Existenz. Ich glaube, dass es die Aufgabe der jetzt noch aktiven Zeitzeugen ist, dies heraus zu arbeiten.“
Die musikalische Gestaltung der Sonntagsmatinee übernimmt Beate Hofmann (Cello).
Die Sonntagsmatinee findet statt in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Restkarten können an der Kasse erworben werden.