Henning Homann

Homann: Aufklärung noch nicht abgeschlossen

Henning Homann, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, zu den Ereignissen in Clausnitz und dem Polizeieinsatz:

+++ Nach Pressekonferenz der Polizei mehr Fragen als Antworten +++

„Nach den schockierenden Bildern vom Donnerstag habe ich mir durch die Pressekonferenz der Polizei Aufklärung erhofft“, so Henning Homann am Samstag. „Leider bestehen nun aber mehr Fragen als vorher. Es befremdet mich, wie es zur wiederholten Fehleinschätzung der Gefahrenlage kommen konnte und warum nach über 2 Stunden nicht ausreichen Polizeikräfte vor Ort waren, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Das und weitere Dinge bleiben zu klären“.

Für Homann bleibt außerdem fraglich, ob ein ‚unmittelbarer Zwang’, insbesondere gegen das betroffene Flüchtlingskind, gerechtfertigt war: „Ich hätte zumindest einen Ausdruck des Bedauerns an die Adresse des Jungen erwartet. Der kann am wenigsten für die schwierige Situation, weder in seiner Heimat noch in Deutschland.“

Für die SPD-Fraktion steht die Aufarbeitung der Vorfälle erst am Anfang. „Wir werden Herrn Ulbig im Innenarbeitskreis der Fraktion dazu befragen und anschließend weitere Schritte diskutieren.“

Gleichzeitig warnte Homann davor, sich vom Grundproblem ablenken zu lassen: „Wir haben hier ein Rassismusproblem, das hat Clausnitz wieder deutlich gezeigt. Hier sind alle Verantwortungsträger in der Pflicht die Situation zu versachlichen und zu beruhigen. Populistische Sprüche, die die Situation aufheizen, sind absolut Fehl am Platze.“

AG Migration und Vielfalt verurteilt Vorfälle in Clausnitz

Zu den Vorfällen in Clausnitz erklärt die Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt in der SPD Sachsen:

 

Die AG Migration und Vielfalt verurteilt die rassistische Blockade und Stimmungsmache in Clausnitz gegen Flüchtlinge aufs Schärfste.

 

Dazu Swetlana Lange, Vorsitzende der AG Migration und Vielfalt in der SPD Sachsen: „Das, was am Freitagabend in Clausnitz passiert ist, ist nicht mehr in Worte zu fassen. Das Abscheuliche  und Unmenschliche scheint zur Normalität zu werden. Diesen Heuchlern, selbsternannten „Hütern christlicher Werte, Tugenden und Moral“ fehlt  ein  Mindestmaß an Empathiefähigkeit, Menschlichkeit, Anstand und Nächstenliebe. Mit der aktuellen Flüchtlingspolitik der Regierung nicht einverstanden zu sein ist eine Sache. Etwas ganz anderes ist es aber, wenn man sich  bereits traumatisierten Menschen mit solch einer Aggressivität und Brutalität entgegenstellt. Das ist ein weiterer Beleg für die Gefährlichkeit dieser rassistischen Gruppen für unsere offene und pluralistische Gesellschaft.“

 

Zudem kritisiert die AG das Verhalten der Polizeibeamten in dieser Situation. Dazu Lange: „Sicherlich war die Lage vor Ort sehr chaotisch und auch unüberschaubar. Es ist aber noch lange kein Rechtfertigungsgrund dafür, dass die Polizei nicht imstande war, die Menge zurückzudrängen und die Blockade zügig, friedlich und professionell aufzulösen. Noch erschütternder erscheint das brutale Verhalten eines Bundespolizisten, der ein weinendes Kind im Klammergriff rabiat aus dem Bus zerrt, während draußen der Mob brüllt und johlt.“


Die AG Migration und Vielfalt  fordert das Innenministerium auf, den Vorfall vollständig aufzuklären und rechtswidriges Verhalten allerseits konsequent zu verfolgen. Außerdem muss untersucht werden, ob in der Einsatzplanung der zuständigen Polizeistelle im Vorfeld Organisationsdefizite vorlagen.

 

Vorfälle  dieser Art richten sich nicht nur gegen Flüchtlinge, sondern auch gegen die vielen weltoffenen und toleranten Menschen, insbesondere gegen die ehrenamtlichen Helfer, die vorbildliche Arbeit in der Region leisten. Nun müssen wir noch entschlossener menschenfeindlichen Haltungen entgegentreten, um zu zeigen, dass es hier keine Toleranz für Intoleranz gibt.

Schenk: Die Bevölkerung braucht ein Zeichen in der Flüchtlingskrise, dass jetzt Schluss ist – Schluss mit Rassismus.

Mit Blick auf die Ereignisse in Clausnitz erklärt Katharina Schenk, Landesvorsitzende der Jusos Sachsen:

„Etwas anderes als Ekel kann ich nicht empfinden, wenn ich mir die Videos ansehe, die die Vorkommnisse in Clausnitz bruchstückhaft dokumentieren. Ich vermag mir nicht auszumalen, wie es den Geflüchteten ergangen ist und welche Ängste sie noch ausstehen. Lückenlose Aufklärung zu fordern und den pöbelnden Mob zu verurteilen, würde ausreichen, wenn es sich hier um einen Einzelfall handeln würde. Die Wahrheit ist jedoch, dass das, was man im Video sieht, in Sachsen inzwischen zur Tagesordnugn gehört. Unterkünfte für Geflüchtete, Aktive im Bereich Flüchtslingshilfe und vermeintlich Fremde werden attakiert. Man muss nun endlich mal mehr tun, als die Ereignisse zu verurteilen und dann zur Tagesordnung überzugehen. Man muss die Frage stellen: Woher kommt der Hass? Wie lässt sich die Verrohung in Wort und Tat erklären?

Für uns Jusos steht fest, dass das Rassismusproblem in Sachsen hausgemacht ist. Wenn erst jüngst wieder Politiker wie der CDU-Fraktionsvorsitzende Frank Kupfer mit Sätzen wie „Die Bevölkerung braucht ein Zeichen in der Flüchtlingskrise, dass jetzt Schluss ist“ die Stimmung gegen Geflüchtete anheizen, ist es kein Wunder, dass sich immer mehr derjenigen, die vorher nur am Stammtisch ihre Parolen abgelassen haben, legitimiert sehen zur Tat zu schreiten. Politikerinnen und Politiker – gerade in Sachsen – sind angehalten, nicht auf den Stammtischparolen zu surfen, um in der Gunst der Wähler/innen zu steigen, sondern Haltung zu zeigen. Asyl ist Menschenrecht. Ständige Asylrechtsverschärfungen lenken nur von den eigentlichen Aufgaben ab. Wir brauchen wirksame Maßnahmen zur Inklusion der Ankommenden, statt sinnloser Placebos für den aufgepeitschten Mob.“

Henning Homann

Homann: Vorfall in Clausnitz ist beschämend

Henning Homann, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag und Abgeordneter aus Döbeln, erklärt zur Blockade vor einer Flüchtlingsunterkunft in Clausnitz

+++ Erneut wird Mangel an Moral und Anstand deutlich +++

„Der Vorfall in Clausnitz ist beschämend. Das Einschüchtern von Kindern, Frauen und Männern ist absolut inakzeptabel“, erklärt der Döbelner Landtagsageordnete, Henning Homann.  Die Veröffentlichung auf der Facebook-Seite von „Döbeln wehrt sich“ lege laut Homann den Verdacht nahe, dass dieses Video durch Döbelner Neonazis aus dem Umfeld der 2013 verbotenen „Nationalen Sozialisten Döbeln“ stammt. „Wer auf solch eine Tat auch noch stolz ist, dem fehlt es an Moral und Anstand“, so Homann.

Inzwischen ist die Seite „Döbeln wehrt sich“ bei Facebook nicht mehr auffindbar. „Zur Wahrheit gehört, dass einige Döbelnerinnen und Döbelner die Seite unterstützt haben. Dabei verdeutlicht dieses Video, wie Neonazis versuchen, die Ängste von Bürgerinnen und Bürgern für ihre Hetze zu instrumentalisieren.“

Laut Homann existiere in Döbeln ein kleiner aber harter Kern von Neonazis, der insbesondere die Sozialen Netzwerke nutze, um Hetze zu verbreiten.  „Vorfälle wie diese zeigen, wie wichtig es ist, Initiativen wie ‚Döbeln ist bunt‘ und das ‚Döbelner Willkommensbündnis‘ zu unterstützen. Hier werden Integrationsangebote organisiert und wir halten seit Jahren erfolgreich dagegen, wenn Neonazis in Döbeln demonstrieren wollen,“ erklärt Homann abschließend.

 

Schwusos: Orientierungsrahmen für Familien- und Sexualerziehung an sächsischen Schulen trägt dem Wandel des Ehe- und Familienbegriffs endlich Rechnung

Oliver Strotzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Lesben und Schwulen in der SPD Sachsen, begrüßt den überarbeiteten Orientierungsrahmen für die Familien- und Sexualerziehung an sächsischen Schulen:

„Der vom Staatsministerium für Kultus überarbeitete Orientierungsrahmen trägt dem Wandel des Ehe- und Familienbegriffs endlich Rechnung. Er verdeutlicht, dass es neben der traditionellen Beziehung zwischen Mann und Frau auch andere Formen des Zusammenlebens gibt, die unsere Achtung und Wertschätzung verdienen. Kinder und Jugendliche brauchen eine fachlich fundierte und pädagogisch reflektierte Begleitung in ihrer Entwicklung. Der fächerübergreifende Ansatz ist hier der richtige Schritt. Bisher spielten sexuelle und geschlechtliche Identitäten, die  von der heterosexuellen Norm abweichen, im Orientierungsrahmen keine Rolle. Das wird sich nun endlich ändern“, so Oliver Strotzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Lesben und Schwulen in der SPD Sachsen.

Verbesserungsbedarf sieht Strotzer bei der Ausbildung der Lehrkräfte: „Der Orientierungsrahmen fordert viel von den sächsischen Pädagoginnen und Pädagogen. Er liefert aber nur unzureichende Antworten darauf, wie das notwendige Wissen erworben und externe Beratungsangebote genutzt werden können. Wir  fordern deshalb, dass das  Thema ‚sexuelle- und geschlechtliche Vielfalt‘ in der Ausbildung der Lehrkräfte fest verankert wird, Weiterbildungsangebote ausgebaut und Weiterbildungen verpflichtend eingeführt werden. Schon bestehende Schulaufklärungsprojekte in Sachsen müssen besser gefördert werden.“

Hintergrund

Den Orientierungsrahmen finden Sie hier zum Download (pdf):

http://www.schwusos-sachsen.de/wp-content/uploads/2016/02/Orientierungsrahmen_Familien_und_Sexualerziehung.pdf

Henning Homann

Homann: Verfassungsfeindlichkeit von Pegida nicht mehr zu leugnen

Henning Homann, stellvertretender Vorsitzender und Sprecher für Demokratische Kultur der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, erklärt zu den Äußerungen von Tatjana Festerling im Interview mit „MailOnline“:

+++ Zeit der Pegida-Verteidiger muss vorbei sein +++

„Der Aufruf von Frau Festerling, an der Grenze auf Flüchtlinge zu schießen, ist menschenfeindlich und mit deutschem Recht nicht vereinbar. Ihre verfassungsfeindlichen Entgleisungen müssen Konsequenzen nach sich ziehen. Wenn Frau Festerling offen zu Gewalt gegen andere Menschen aufruft, dann ist das der Punkt, an dem der Verfassungsschutz seine Strategie ändern muss. Pegida gehört endlich unter Beobachtung“, erklärt Henning Homann, demokratiepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.

Erneut solidarisiere sich Frau Festerling mit der Hooliganszene, aus deren Umfeld es bei Pegida immer wieder zu Angriffen auf Journalisten und Gegendemonstranten kommt. „Für sie ist die Gewaltbereitschaft von Hooligans nur ein ‚bizarres Hobby‘.  Spätestens nach diesen Aussagen ist klar: Wer auch nur einen Funken Anstand hat, kann nicht an Pegida-Demonstrationen teilnehmen“, so Homann.

Jörg Vieweg

Vieweg: Energiewende in Sachsen braucht neuen Schub

Jörg Vieweg, energiepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag zu den sächsischen Ergebnissen beim Ausbau Erneuerbarer Energieanlagen im Jahr 2015:

+++ Klimaschutz- und Energieprogramm Sachsen 2020 notwendig +++

„Sachsen hat bei den Erneuerbaren Energien zu lang auf der Bremse gestanden. Zwar sind die 2012 gesetzten Ausbauziele mit 28 Prozent Energie aus Wind, Sonne, Biomasse und Wasser mittlerweile erreicht. Sachsen rangiert damit aber immer noch auf dem letzten Platz im Vergleich mit allen anderen ostdeutschen Flächenländern. Die Regierungsbeteiligung der SPD hat für deutlich ambitioniertere Ziele gesorgt. Bis 2025 sollen 45 Prozent des gesamten Energieverbrauchs, der Wärmeversorgung und der Mobilität im Freistaat aus Erneuerbaren Energiequellen stammen. 2035 sollen es 60 Prozent sein. Langfristig setzt die SPD auf 100 Prozent saubere Energieerzeugung auch im Freistaat. Hauptziel bleibt dabei der Kampf gegen den Klimawandel. Hier muss auch Sachsen seinen Beitrag leisten.“

Jörg Vieweg drängt daher auf die im Koalitionsvertrag vereinbarte Fortschreibung des Sächsischen Energie- und Klimaprogramms. „Aus dem Energie-und Klimaprogramm muss ein Klimaschutz- und Energieprogramm 2020 werden“, so die Vorstellungen des Energieexperten der SPD-Fraktion.

Dabei seien für Vieweg die Ergebnisse des jüngsten Klimagipfels in Paris ein Meilenstein und enthielten auch wichtige Botschaften für Sachsen. „Wenn selbst die Bundeskanzlerin die Ergebnisse von Paris begrüßt, müssen auch wir vor Ort zügig handeln. Ein ‚Weiter so‘ bei der Nutzung fossiler Energieträger darf es auch in Sachsen nicht geben. Sonst zerstören wir unsere eigenen Lebensgrundlagen und die unserer Kinder.“

„Es nützt allerdings nichts, nur weiter Erneuerbare Energien auszubauen, wenn nicht gleichzeitig auch die Netze fit gemacht und viele dezentrale Speicher ermöglicht werden. Mehr noch: Wenn wir den Ausbau der Speichertechnologien nicht verbessern, wird es nichts mit unseren ehrgeizigen Zielen“, so Vieweg. Aus diesem Grund setzt die sächsische Regierungskoalition nicht ausschließlich auf den Neubau von Anlagen. Genauso wichtig sind der Ausbau von Netzen, Speichern und Energieforschung. Deshalb wurde im November 2015 ein Masterplan Energieforschung und Speichertechnologie auf den Weg gebracht.

 

Raatz: Freistaat investiert 2016 33,4 Mio Euro in das Straßennetz Mittelsachsens

Das von Staatsminister Martin Dulig (SPD) geführte SMWA wird in diesem Jahr mehr als 33,4 Mio Euro in die Sanierung und den Ausbau mittelsächsischer Staats- und Bundesstraßen investieren. Dazu erklärt die mittelsächsische SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Simone Raatz:

„Mit diesen Mitteln saniert der Freistaat marode Straßen und setzt damit die Prämisse auf Sanierung statt Neubau. Das stärkt unsere Verkehrsinfrastruktur. Der Ausbau von 3,5 km der B169 zwischen Hainichen und Döbeln im Bereich Greifendorf wird in diesem Jahr mit 6,3 Mio veranschlagt. Für die Erneuerung von 8 km Fahrbahn entlang der B173 von Freiberg bis zur Landkreisgrenze Richtung Dresden 1,5 Mio. Euro investiert. Die umfangreichste Maßnahme wird der Ausbau der B175 im Bereich Choren-Döbeln mit 11,3 Mio Euro sein.

Wichtig ist nun, dass auch in den kommenden Jahren weiter in den Erhalt unserer bestehenden Straßen investiert wird. Mitte März soll dann auch endlich der Entwurf des Bundesverkehrswegeplans vorgelegt werden. Dann wissen wir genau, welche mittelsächsischen Projekte künftig umgesetzt werden sollen. Für mich ist der Ausbau der B101 zwischen Freiberg und Siebenlehn von zentraler Bedeutung für die Region.“

Henning Homann

Homann/Pfeil: SPD macht Integration möglich und erleichtert Zugang zum Arbeitsmarkt

+++Teilhabe durch Arbeit ist wesentlich für Integration +++ Vorrangprüfung sollte ausgesetzt werden +++

Henning Homann, stellvertretender Vorsitzender und Sprecher für Arbeitsmarktpolitik, sowie Juliane Pfeil, Sprecherin für Integrationspolitik der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, zum Koalitionsantrag „Integration fördern durch Teilhabe am Arbeitsmarkt“ (Drucksache 6/3475)

 Henning Homann, Sprecher für Arbeitsmarktpolitik:

„Die SPD erleichtert die Zugänge zum Arbeitsmarkt und geht die Integrationsaufgaben entschieden an. Wir setzen dabei auf das Prinzip ‚Fördern und Fordern‘. Sprachkurse ohne anschließende Arbeit funktionieren nicht. Genauso wenig wie Arbeit ohne ausreichend Sprachkurse. Es gibt nicht ‚ein bisschen integriert‘. Es gibt nur ‚nicht integriert‘ oder ‚integriert‘.

Die SPD ist Integrationspartei. Wir wissen: Integration braucht neben entschiedenem Handeln auch Geduld. Die haben wir, denn wir wollen Integration richtig machen.
Die Voraussetzungen dafür sind gut: Viele junge Menschen kommen zu uns. Über die Hälfte ist 25 Jahre oder jünger. Nicht wenige Geflüchtete kommen bereits mit Qualifikationen nach Sachsen. Viele sächsische Unternehmerinnen und Unternehmer begrüßen diese Menschen mit offenen Armen und sind bereit, sie zu beschäftigen. Diese Chancen müssen wir nutzen.“

Juliane Pfeil, Sprecherin für Integrationspolitik:

„Die Teilhabe durch Arbeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Integration. Wirtschaftliche Unabhängigkeit, Anerkennung für die eigene Arbeit und der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen machen Migrantinnen und Migranten zum Teil der Gesellschaft.

Damit steigt nicht nur die Wahrscheinlichkeit, sich in dieser, für sie neuen Gesellschaft zurechtzufinden, es steigt auch die gegenseitige Akzeptanz.

Dazu gestalten wir die Rahmenbedingungen: Sprache, Aufenthaltsdauer und Anerkennung der Qualifikationen müssen klar und verlässlich geregelt werden. Dass die Berufsausbildung als ausdrücklicher Duldungsgrund ins Aufenthaltsgesetz aufgenommen wurde, erzeugt Verlässlichkeit. Jetzt sollte die Vorrangprüfung für mindestens zwei Jahre ausgesetzt werden.“

Landesverbände der Lesben und Schwule in der SPD lehnen „sichere Herkunftsstaaten“ ab

Gemeinsame Presseerklärung der Landesverbände Bayern, Berlin, Brandenburg, Sachsen und Nordrhein-Westfalen der Arbeitsgmeinschaft der Lesben und Schwulen in der SPD:

LSBTI-Flüchtlinge bedürfen unserer Solidarität

Zahlreiche Landesverbände der AG Lesben und Schwule in der SPD lehnen die geplante Einstufung Algeriens, Marokkos und Tunesiens zu so genannten „sicheren Herkunftsstaaten“ entschieden ab. Gerade Menschen, denen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Orientierung wegen Verfolgung und Verlust der körperlichen Unversehrtheit  drohen, wird hierdurch ihr Grundrecht auf Asyl erschwert. Durch den intensiven Kontakt vor Ort mit betroffenen lesbischen, schwulen, bi-, trans- oder intersexuellen (LSBTI) Asylsuchenden weiß man in den Landesverbänden um die besondere Lage dieser Menschen.

So erläutert Dirk Lamm, AG-Vorsitzender aus Brandenburg: „Gerade das Einstufen der genannten Maghreb-Staaten zu sogenannten ‚sicheren‘ Herkunftsländern ist für uns mit Blick auf die Situation der dort lebenden LSBTI inakzeptabel. In allen Ländern bestehen gesetzliche Regelungen, die einvernehmliche sexuelle Kontakte zwischen gleichgeschlechtlichen Erwachsenen unter Strafe stellen. Diese Gesetze werden auch aktuell angewandt und entsprechende Strafen vollstreckt. Queere Menschen müssen dort daher unter der ständigen Angst leben, verurteilt und bestraft zu werden.“

Michael Blödel, AG-Vorsitzender des bayrischen Landesverbandes hebt hervor, dass Menschrechtspolitik nicht dem Wunsch einer Begrenzung der Flüchtlingszahlen geopfert werden dürfe. Mit Blick auf die Aussage des LSU-Vorsitzenden, Alexander Vogt, dass in Deutschland große gesellschaftliche Einigkeit darüber herrsche, den Zustrom von Flüchtlingen zu begrenzen, mahnt er an: „Man sollte bei den Themen Flucht und Asyl nicht den Stammtisch bedienen und von Überforderungen der Gesellschaft fabulieren und gleichzeitig erwarten, dass derselbe Stammtisch dann LSBTI-Rechte unterstützt.“

Auch Sachsens Vorsitzender, Oliver Strotzer, findet mahnende Worte: „Mit Sorge erinnere ich mich an den Vorstoß von CDU-Vize Thomas Strobl aus dem letzten Jahr, Menschen vom Recht auf politisches Asyl auszuschließen, wenn die Anerkennungsquote bei Bewerberinnen und -bewerbern aus ihrem Land höchstens bei ein oder zwei Prozent liege. In Kamerun droht etwa Homosexuellen bis zu fünf Jahre Haft; die Gesamtschutzquote des letzten Jahres betrug jedoch nur ca. 1,2%. Hier wird deutlich, dass eine pauschale Bewertung nach der Herkunft alleine nicht möglich ist. Menschenrechte sind kein statistisches Mittel! Der Kern unseres im Grundgesetz festgeschriebenen Grundrechts auf Asyl liegt in einer inhaltlichen und individuellen Behandlung.“

Wie die Situation von LSBTI in den Maghreb-Staaten im Einzelfall aussieht, weiß Markus Pauzenberger, Landesvorsitzender der queeren Sozialdemokratinnen und -demokraten in Berlin, zu berichten: „Vor dem weltberühmten Hassan-Turm in Marokko haben im Sommer 2015 zwei Männer ein Erinnerungsfoto gemacht. Da sie in den Augen der Behörden zu nahe bei einander standen, wurden sie wegen Homosexualität und Obszönität zu vier Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt. Zwei französische Aktivistinnen, die sich vor dem Turm geküsst hatten, wurden übrigens ebenfalls sofort festgenommen und des Landes verwiesen. Das Strafrecht in Marokko sieht wie in Tunesien bis zu drei Jahre Haft für homosexuelle Aktivitäten vor; ebenso in Algerien, wo auch die ‚Zurschaustellung‘ und ‚Propaganda‘ von Homosexualität strafrechtlich verfolgt wird. Hier von sicheren Staaten zu sprechen, ist nicht nur unangebracht, sondern schon zynisch!“

Diese Einschätzung teilt man auch in Nordrhein-Westfalen. Landesvorsitzender Fabian Spies war jahrelang im LSVD für das Thema Migration tätig und ist daher mit der Problematik LSBTI als Fluchtgrund vertraut. Er kommentiert: „Das Besondere an der Einstufung als sicherer Herkunftsstaat liegt in einer Art Beweislastumkehr. Asylbewerberinnen und ­‑bewerber müssen nachweisen, dass eine Verfolgung bzw. Bestrafung konkret stattgefunden hat. Das bloße Bestehen und Vollziehen von LSBTI-feindlicher Gesetzgebung alleine reicht hier nicht aus, um Asyl zu erhalten. Diese Praxis gefährdet schon jetzt die körperliche Unversehrtheit vieler queerer Menschen in Senegal, in Ghana oder auf dem Balkan, weil ihnen Zuflucht erschwert wird. Daher haben wir in NRW unsere diesjährige CSD-Kampagne unter das Motto ‚Willkommen‘ gestellt, um hier ein klares Zeichen zu setzen und auf die besondere Situation von LSBTI-Flüchtlingen hinzuweisen.“

Die Landesverbände Bayern, Berlin, Brandenburg, Sachsen und Nordrhein-Westfalen der AG Lesben und Schwule in der SPD, fordern alle aktiven Sozialdemokratinnen und ‑demokraten auf, sich dafür einzusetzen, dass auch trotz bestehender Herkunftsstaatenregelung, der individuelle Charakter des Asylrechts erhalten bleiben. Gerade Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität verfolgt und bedroht werden, bedürfen weiterhin unseres Schutzes und unserer Solidarität!